Larissa Reissner

Geboren:
13.05.1895
Gestorben:
09.02.1926

Die russische Schriftstellerin und Journalistin Larissa Reissner wurde 1895 im polnischen Lublin geboren. Aufgewachsen in einem bürgerlich-intellektuellen Umfeld begeisterte sie sich früh für die Lehren des Marxismus. Mit ihrer Familie zog sie 1903 nach Berlin ins Exil, um der einsetzenden Verfolgung von in Russland lebenden Sozialist:innen zu entgehen. In der Großstadt lernte sie u.a. Lenin und Karl Liebknecht kennen. Vier Jahre später kehrte die Familie zurück nach Russland.

Während ihrer Studien in Frankreich und Deutschland verfasste Reissner bereits mehrere journalistische Artikel und Essays. Als überzeugte Pazifistin brachte sie gemeinsam mit ihrem Vater 1914 die satirische Antikriegszeitschrift „Rudin“ heraus, die jedoch ein Jahr später der Zensur zum Opfer fiel. Außerdem war Reissner Mitarbeiterin der internationalen Literaturzeitschrift „Letopis“, herausgegeben von Maxim Gorki.

Ab 1917 nahm sie aktiv an der Russischen Revolution teil. Ununterbrochen engagierte sich Reissner in Arbeiterinnenclubs, bei Massenstreiks und auf initiierten literarischen Veranstaltungen für die Gleichberechtigung der arbeitenden Frauen. Im Februar 1918 war sie eine von mehreren tausend Freiwilligen, die sich der Roten Armee anschlossen. Im Alter von 23 und als eine der ersten Frauen kämpfte sie an den unterschiedlichen Fronten des russischen Bürgerkriegs. Reissner skizzierte und dokumentierte die Lebensumstände der Menschen und die Kampfhandlungen in dieser Zeit. Drei Jahre später reiste sie als Mitglied der sowjetischen diplomatischen Delegation nach Afghanistan und 1923 für die Kommunistische Internationale (Komintern) in das Deutschland der Zwischenkriegszeit. Ihre gesammelten Eindrücke veröffentlichte sie in ihren Reportagen.

1927 schrieb Tucholsky über sie und ihr Schaffen: „Schon hier fällt etwas auf, das so selten anzutreffen ist: Larissa Reissner sah zugleich das Nahe und das Ferne […] So nahe kriecht die Reissner an die Gegenstände heran, saugt sie in sich auf und fühlt besonders das dynamische Spiel scheinbar toten Materials.“ (Tucholsky, Kurt: Mit 5 PS durch die Literatur. Essays und Rezensionen. Berlin/Weimar 1973, S. 308). Seit 1925 litt sie zunehmend an wiederkehrenden Malariaanfällen und erkrankte an Typhus. Ein Jahr später, im Alter von nur 30 Jahren, starb sie an den Folgen ihrer Krankheit in Moskau. Unter Stalin geriet Larissa Reissner mehr und mehr in Vergessenheit.

Der Autor Steffen Kopetzky rief mit seinem 2023 erschienenen Roman „Damenopfer“ das weitestgehend unbekannte Leben Larissa Reissners zurück in das Bewusstsein der Öffentlichkeit.

Text: Katrin Huhn

Literatur: projekt-gutenberg.org; Notz, Gisela (Hrsg.): Wegbereiterinnen. Berühmte, bekannte und zu Unrecht vergessene Frauen aus der Geschichte. Neu-Ulm 2019, S. 246f.; Kopetzky, Steffen: Damenopfer. Berlin 2023; Tucholsky, Kurt: Mit 5 PS durch die Literatur. Essays und Rezensionen. Berlin/Weimar 1973

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