Der ältere Bruder Thomas Manns gehörte in den 1920er und beginnenden 1930er Jahren zu den einflussreichsten Schriftstellern und politisch genauen Beobachtern seiner Zeit. Mann wurde in eine wohlhabende Lübecker Kaufmanns- und Senatorenfamilie geboren, die es ihm ermöglichte, bereits früh als freischaffender Autor zu arbeiten. Eine Buchhändlerlehre und ein Volontariat beim S. Fischer Verlag hatte er frühzeitig abgebrochen und so begann er mit dem Schreiben, neben kleineren Gedichten folgten bald Erzählungen. Seine sehr erfolgreichen Romane erschienen kurze Zeit später, wie etwa „Professor Unrat“ (1905), der 1930 unter dem Titel „Der blaue Engel“ mit Marlene Dietrich in der Hauptrolle verfilmt wurde, und „Der Untertan“ (1916). Heinrich Mann heiratete die tschechische Schauspielerin Maria Kanová, mit ihr hatte er eine gemeinsame Tochter.
In den 1920er Jahren, nach dem Ende des Ersten Weltkrieges, stach Heinrich Mann besonders durch seine öffentlich vorgetragenen und publizistischen Bemühungen um eine deutsch-französische Verständigung und Annäherung hervor. Ununterbrochen positionierte er sich gegen den Faschismus und kritisierte die politische Untätigkeit der Weimarer Republik, von der er sich ein freies und demokratisches Gesellschaftssystem erhoffte. Mann prägte wie kein zweiter Autor seiner Zeit die öffentlichen Debatten der Zwischenkriegszeit. Seine Beiträge erschienen in vielen Tageszeitungen. Siegfried Kracauer äußerte sich über sein öffentliches und breites Engagement einmal mit den folgenden Worten: „Ein Freund der Aufklärung, ein Anhänger der Vernunft“ und weiter: „Hätte die Demokratie mehr solcher Menschen besessen, so wäre uns einiges erspart geblieben“.
Ende der 1920er Jahre ging Mann nach Berlin und lernte Nelly Kröger kennen, die beiden wurden ein Paar. Seine Ehe mit Maria Kanová wurde 1930 geschieden. Während seiner Amtszeit als Präsident der Preußischen Akademie der Künste in der Sektion Dichtkunst zwischen 1931 und 1933 versuchte Mann so lange wie möglich gegen die Einflüsse der Nationalsozialisten zu intervenieren. Doch musste er bereits kurz nach deren Machtübernahme schnellstmöglich Deutschland verlassen, bevor er verhaftet worden wäre.
Es folgte ein Leben im Exil, zuerst im französischen Nizza. Dort veröffentlichte er zahlreiche Artikel in den deutsch- und französischsprachigen Zeitungen. Nach der Besetzung Frankreichs flüchtete Heinrich Mann gemeinsam mit seiner zweiten Frau Nelly über Spanien und Portugal 1940 nach Kalifornien. Auch im Exil engagierte er sich aktiv gegen die Nationalsozialisten, indem er für widerständige internationale Presseorgane Aufrufe und Beiträge schrieb.
In den USA konnte er als Drehbuchautor keinen Fuß fassen, es ging ihm psychisch und wirtschaftlich immer schlechter. Die drei Romane, die dort entstanden, fanden bereits keine Leserschaft mehr. Heinrich Mann verstarb verarmt im März 1950 in Santa Monica, seine Frau Nelly hatte sich Ende des Jahres 1944 das Leben genommen. Seine Autobiographie „Ein Zeitalter wird besichtigt“ (1945) stellt eine genau umrissene Zeitbilanz dar.
Text: Katrin Huhn
Literatur: Kaiser, Joachim (Hrsg.): Das Buch der 1000 Bücher. Autoren, Geschichte, Inhalt und Wirkung. Dortmund 2002.